Zöliakie- Nahrungsmittelunverträglichkeiten Teil 1
Definition
Die Zöliakie (glutensensitive Enteropathie) ist eine immunologisch vermittelte Erkrankung, die bei genetisch prädisponierten Personen durch glutenhaltige Nahrungsmittel zu geweblichen Veränderungen am Dünndarm, gestörter Nahrungsaufnahme und weiteren Symptomen auch an anderen Organen außerhalb des Darms führt. Sie besteht lebenslang und kann vom Kleinkind bis zum Erwachsenenalter, auch im höheren Lebensalter auftreten. Das Vorkommen liegt etwa mit 1:100 deutlich höher als bislang angenommen. Nur ca. 10 % der Betroffenen weisen allerdings typische Symptome auf.
Krankheitsbilder
Man unterscheidet heutzutage zwischen drei Gruppen an Erkrankungen, die durch Gluten bzw. glutenhaltiges Getreide ausgelöst werden:
1. die Autoimmunerkrankung Zöliakie
2. die Weizenallergie
3. die Gluten- oder Weizensensitivität
Das Krankheitsbild der Weizensensitivität wurde bereits in den achtziger Jahren das erste Mal beschrieben, findet aber erst in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit und Bedeutung.
Die Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität ist eine Intoleranz gegenüber Weizenbestandteilen. Ursache ist wahrscheinlich nicht das im Weizen enthaltene Gluten, sondern die mit glutenhaltigen Produkten assoziierten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs), die zu einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems über Toll-like-4-Rezeptoren führen. Möglicherweise besitzen aber auch sogenannte FODMAPs („Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (and) Polyole“, aus glutenthaltigen Getreiden, Gemüse, Obst, Süßstoffen und Milchprodukten).
Symptome
Typisch sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, Kopfschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautveränderungen, depressive Stimmung und Anämie.
Diagnostik
Blut- und Antikörperuntersuchungen sind unzuverlässig, da nur 56% aller Betroffenen typische Antikörper aufweisen. Goldstandard und einzig verlässliche Diagnostik ist die Gastroskopie und Jejunoskopie mit Gewebsentnahme aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum). Der Pathologe kann dann die Erkrankung nach den Marsh-Kriterien in die Stadien I-IV einordnen. Die Gastroskopie (Magenspiegelung) ist wenig belastend, da sie in Sedierung durchgeführt wird.
Therapie
Einzige vernünftige therapeutische Alternative bei der Zöliakie ist das Meiden glutenhaltiger Nahrungsmittel. Darunter normalisiert sich die Pathologie der Schleimhaut des Zwölffingerdarms. Leider ist diese Therapie dann lebenslang durchzuführen.
Quellen:
(1) Biesiekirski JR et al, Gluten causes gastroinestinal symptoms in subjects without celiac disease. AM J Gastroenterol 2011, 106: 508-514
(2) Catassi C et al., Non-Celiac Gluten Sensitivity: The New Frontier of Gluten related disorders. Nutrients 2013: 5: 3839-3853
(3) Sapone A et al., Spectrum of gluten-related disorders: Consensus on new nomenclature and classification. BMC Med 2012, 10:13
(4) S2k-Leitlinie Zöliakie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) und der Deutscen Zöliakie-Gesellschaft (DZG)